Katalog

Die Mehrzahl der Objekte der Ausstellung wurden im Laufe vieler Jahre von Sepp Mitterhofer aus Meran-Obermais, einem Aktivist des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS) der ersten Stunde und damaligen Obmann des Südtiroler Heimatbundes, gesammelt. Diese „Mitterhofer-Sammlung“ bildet den Kern der Ausstellung „BAS – Opfer für die Freiheit“.

Dazu kamen weitere Objekte von mehreren Personen, oftmals ebenfalls BAS-Aktivisten, oder deren Nachkommen.

Zur Veranschaulichung der einfachen Methoden, derer sich der BAS bedienen musste, werden zwei Leihstücke des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck ausgestellt, die aus dem „BAS-Archiv“, dem Vorlass der ehemaligen BAS-Aktivisten Herlinde und Klaudius Molling aus Innsbruck stammen.

Eine der großen Herausforderungen für die Ausstellungsgestalter war der eher geringe Raum, der für die Objekte zur Verfügung stand. Die Ausstellungskuratoren sind der Ansicht, dass dieses Problem durch die Kompetenz der Gestaltungsfirma DP-art aus Brixen hervorragend und überzeugend gelöst wurde.

Eine weitere Herausforderung bei der ausstellerischen Befassung mit dem „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) bestand darin, dass einerseits durch die „offizielle“ italienische Geschichtsschreibung wie auch durch viele Historiker und Autoren im deutschsprachigen Raum die Aktivisten des BAS in ein „politisches Eck“ gestellt werden, das vielen von ihnen absolut nicht gerecht wird. In den 1960er Jahren waren unter den BAS-Aktivisten in Südtirol wie auch in Österreich und Deutschland fast alle erdenklichen politischen Ideologien vertreten, und den führenden Köpfen des BAS ging es vor allem darum, dass „etwas geschehen muss“. Bei den Südtiroler BAS-Aktivisten handelte es sich größtenteils schlicht und einfach um „Patrioten“, die die Heimat und die eigene Volkskultur in beträchtlicher Gefahr sahen – und dies absolut nicht zu Unrecht!

Einem Sepp Kerschbaumer, Anführer des Südtiroler BAS und überzeugter Katholik, war jede rechtsradikale Politik fremd. Außerdem war ihm die Schonung von Menschenleben im Freiheitskampf oberstes Gebot.

Italien bemühte sich hingegen schon nach dem Zweiten Weltkrieg darum, diese Südtiroler Patrioten ins „rechte Eck“ zu stellen − und umso mehr die Unterstützer des „Freiheitskampfes“ jenseits des Brenners. Natürlich fanden sich unter diesen Unterstützern einige Personen mit ebendiesem Gedankengut, aber beileibe nicht alle BAS-Aktivisten aus Österreich oder Deutschland können „frank und frei“ als „Neonazis“ bezeichnet werden, wie dies vor allem die italienischen Medien, aber auch die italienische Außenpolitik intensiv versuchte – letztlich bis heute mit einem nicht geringen „Erfolg“. Besonders taten sich dabei ironischerweise Medien und Politiker mit einem „neofaschistischen“ Hintergrund hervor.

So ist leider zu bemerken, dass die italienische „Propaganda“ vom „rechtsextremen“ BAS auf fruchtbaren Boden fiel, häufig zu Unrecht der betroffenen Personen, wenn wir dabei etwa an Fritz Molden, Wolfgang Pfaundler und Prof. Helmut Heuberger − alle ehemalige Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime − denken.

Diese Diskrepanz soll in dieser Ausstellung dadurch aufgezeigt werden, dass auf der letzten Ausstellungsfläche – der Wand der „Opfer“ – alle aktenkundigen Personen erwähnt werden, die durch die Ereignisse der 1960er Jahre ihr Leben verloren haben, ungeachtet des Hintergrundes ihres gewaltsamen Todes. Zudem wurden viele Südtiroler in dieser Zeit verhaftet und schwer gefoltert. Auch ihrer und des daraus entstandenen Leides der Familien wird in dieser Ausstellung gedacht.

Letztlich sind alle diese Personen „Opfer für die Freiheit“.

 

Mag. Sylvia und Dr. Hubert Speckner
Ausstellungskuratoren