Die schwierigen Jahre des „Südtirol-Konflikts“ gebührend darstellen

Die eigentliche Bestimmung von Ausstellungen ist es, den Besuchern ein „Fenster“ zur ausgestellten Thematik zu öffnen. Die „Türe“ zur weiteren Vertiefung in die jeweilige Thematik muss der Besucher dann selbst öffnen!

Der langjährige Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Sepp Mitterhofer †, selbst Opfer der schweren Jahre des „Südtirol-Konflikts“, hat zu eben diesem Zweck jahrelang Erinnerungsstücke und Exponate seiner damaligen Freunde, den Aktivisten des „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS), gesammelt. Die wesentliche Unterstützung zur Umsetzung dieses Vorhabens kam von Prof. Dr. med. Erhard Hartung, der ebenfalls selbst in die Ereignisse des „Südtirol-Konflikts“ involviert war. So bildete sich ab 2012 eine Art „Beirat“ zur Umsetzung des Projektes einer „BAS-Ausstellung“ in Bozen. Diesem ersten Beirat gehörten neben Dr. Hartung großteils ehemalige BAS-Aktivisten wie Klaudius und Herlinde Molling oder Helmut Golowitsch, der selbst eine Haftstrafe in Italien verbüßen musste, an. Ab 2014 wurde der spätere Kurator der Ausstellung, Dr. Hubert Speckner, aufgrund seiner Forschungsarbeit zum „Südtirol-Konflikt“ zu diesem ersten „Ausstellungs-Beirat“ eingeladen, der dann im Herbst 2017 zusammen mit seiner Frau, Mag. Sylvia Speckner, den Ausstellungsgestaltern Martin Dorfmann und Thomas Pomarolli (DP-Art) und dem grafischen Gestalter der Ausstellung, Elmar Thaler (Effekt!) das Projekt umsetzte.

Trotz seines bereits hohen Alters konnte der ursprüngliche Initiator, Sepp Mitterhofer †, im Mai 2018 die Eröffnung der Ausstellung „BAS – Opfer für die Freiheit“ in Bozen miterleben. Dem zweiten Initiator, Dr. Erhard Hartung, blieb die Feierlichkeit verwehrt, da sich Italien bis heute weigert, ihm seine 1970 in Florenz – in Abwesenheit – ausgesprochene Verurteilung zu lebenslänglicher Haft nachzulassen bzw. ihn zu rehabilitieren. Dies, obwohl neueste zeithistorische Forschungsarbeiten und Gutachten von österreichischen Gerichtssachverständigen für Sprengtechnik und Militärärzten mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ ausschließen, dass er die ihm zur Last gelegten Verbrechen, die Sprengstoffanschläge auf der Porzescharte (Osttirol/Belluno) im Juni 1967, denen vier italienische Soldaten zum Opfer fielen, mit seinen angeblichen Mittätern begangen haben konnte. So besteht auch ein wesentlicher Teil der Ausstellung in der kurzen Darstellung der „merkwürdigen Vorfälle“ der „Bombenjahre“ in Südtirol. Jener Vorfälle, die zwar vom offiziellen Italien nach wie vor den Aktivisten des BAS angelastet werden, die diese aber nach einer intensiven wissenschaftlichen Befassung mit dem dazu vorhandenen Archivmaterial und vor allem den seinerzeitigen Tatortfotos mit Sicherheit nicht begangen habenkönnen!

Wichtige Forschungsarbeit wurde bereits getan, aber noch viel weitere Arbeit wird nötig sein, um die schwierigen Jahre des „Südtirol-Konflikts“ gebührend darzustellen. Dazu kann und soll die Ausstellung „BAS – Opfer für die Freiheit“ im „Haus der Tiroler Geschichte“ beitragen!

 

RA Mag. Andreas Schwaighofer
Obmann „Verein Südtiroler Geschichte“ und Beirat „Haus der Tiroler Geschichte“