Der Frieden von St. Germain und die Gründung des Andreas-Hofer-Bundes Tirol im Jahre 1919

von Winfried Matuella

Im Jahre 1917 wurde der Text des Londoner Vertrages vom 26. April 1915 bekannt, der Italien die Brennergrenze für den Fall seines Kriegseintrittes zusicherte, d.h., die Entente-Mächte versprachen Italien Südtirol als Kriegsbeute. Nach dem Zusammenbruch 1918 kam es in Tirol zu zahlreichen Initiativen zur Verhinderung der drohenden Abtrennung, die von verschiedenen Deutschtumsvereinen und Südtirol-Vereinen getragen wurden. Aber alle Bemühungen waren vergebens. US-Präsident Wilson, auf dessen Vierzehn-Punkte-Programm mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker man große Hoffnungen gesetzt hatte, entschied sich wegen des zu erwartenden Anschlusses Österreichs an Deutschland aus strategischen Gründen für die Brennergrenze.

Die Außenpolitik Wiens war in der Zeit tatsächlich auf den Anschluss an Deutschland ausgerichtet, im Gegensatz zu Tirol, wo man eine verwirklichbare Möglichkeit in Betracht zog, um die Einheit des Landes zu bewahren. (Man hoffte, mit diesem Modell sowohl die von Frankreich bekämpfte Anschlusspolitik als auch das strategische Argument Italiens für die Brennergrenze zu unterlaufen). Vor allem die katholische Tiroler Volkspartei trat für diesen Plan ein. Am 3. Mai 1919 wurde ein entsprechender Antrag auch angenommen, allerdings nur bedingt, da sich die Sozialdemokraten und Teile der Deutschfreiheitlichen in Tirol dagegen aussprachen. Sollte die Einheit dadurch aber nicht erhalten bleiben, drohte man mit dem Anschluss Tirols an Deutschland. Dieser Vorschlag hatte aber weder auf die alliierten und assoziierten Mächte noch auf die österreichische Regierung eine Wirkung. Deutschland sah in den Tiroler Aktivitäten sogar eine Gefahr für einen Anschluss Gesamtösterreichs und intervenierte dementsprechend in Tirol. Einige Zeit spielte auch Italien mit dem Gedanken eines eigenen Freistaates Tirol − diesen hätten sich die Italiener aber nur als ein italienisches Protektorat vorstellen können.

Ende Mai 1919 zeichnete sich die Abtrennung Südtirols auf der Friedenskonferenz von St. Germain als unabwendbar ab. Am 2. September 1919 wurden Österreich die endgültigen Friedensbedingungen übermittelt, und am 3. September sandte der Tiroler Landtag dem Staatsamt für Äußeres eine Note, in der es hieß, dass man den „Gewaltfrieden“ niemals anerkennen würde. Am 6. September gab die österreichische Nationalversammlung bei Stimmenthaltung der Tiroler Abgeordneten die Zustimmung zum Friedensvertrag (wenn auch mit einer Resolution gegen die Abtrennung Südtirols). Am 10. September wurde schließlich der Friedensvertrag unterzeichnet, und am 23. September 1919 formulierte der Tiroler Landtag noch einmal seinen Protest gegen die Loslösung Südtirols und sein Anschlussbekenntnis.

Die deutschen und österreichischen Schutzverbände hatten sich zunächst darum bemüht, die Teilung Tirols zu verhindern. (Mit zahlreichen anderen Vereinen wie Gesangsvereinen, Lehrervereinigungen etc. hatte man während des Jahres 1919 laufend Kundgebungen abgehalten.) Später bestand ihre Arbeit im Aufzeigen der Situation in Südtirol und der Unterdrückungsmaßnahmen Italiens. – Das Ziel war die Revision der Friedensverträge und damit die Wiederherstellung eines geeinten Tirols.

In Österreich machte sich die Dominanz der Südtirol-Vereine gegenüber den anderen Volkstumsverbänden deutlich bemerkbar − ein sicheres Zeichen für die Sonderstellung Südtirols im österreichischen Bewusstsein. Die drei wichtigsten Vereine waren der „Deutsche Schulverein Südmark“, der „Andreas-Hofer-Bund Tirol“ und die „Arbeitsstelle für Südtirol“.

In Deutschland existierten außer dem auch im süddeutschen Raum vertretenen Andreas-Hofer-Bund Tirol und der 1931 gegründeten „Gesellschaft der Freunde Südtirols“ keine spezifische Südtirol-Organisation, aber das Südtirol-Problem war Teil der Arbeit der großen Deutschtumsvereine, insbesondere des „Vereins für Deutschtum im Ausland“.

Der „Verein für Deutschtum im Ausland“, 1880 als „Allgemeiner Deutscher Schulverein“ gegründet, 1909 umbenannt, setzte sich seit 1918 für den Anschluss Österreichs ein. Für Südtirol zuständig war seine Teilorganisation, der Landesverband Bayern. Dieser kümmerte sich vor allem um das Schulwesen in Südtirol und versorgte die dortigen Katakombenschulen mit den notwendigen Lehrmitteln.

Mit Ausnahme der Andreas-Hofer-Bundesgruppe München und dem Landesverband Bayern des „Vereins für Deutschtum im Ausland“ vertraten die deutschen Schutzvereinigungen im Bezug auf Südtirol aber den gemäßigten Standpunkt des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Beseitigung der Brennergrenze wurde als ein mehr oder weniger vages Fernziel empfunden. Die Hauptaufgabe galt der Erringung kultureller und wirtschaftlicher Erleichterungen für die Südtiroler.

Als militantester dieser Vereine galt der „Andreas-Hofer-Bund Tirol“, dessen Vorgänger der „Bund Heimat“ bzw. der „Tiroler Volkstumsbund“ waren.

Der Tiroler Volksbund (TVB) war der erste bodenständige tirolerische Verein dieser Art, der vor allem wegen seiner Propagandaarbeit allgemein als Vorbild des Andreas-Hofer-Bund Tirol angesehen wird. Gegründet wurde er im Jahre 1905 von einem Reichsdeutschen, Dr. Wilhelm Rohmeder, der dem „Allgemeinen Deutschen Schulverein“ in München angehörte. Dadurch kam dieser Verein auch in den Genuss finanzieller Hilfe aus dem Deutschen Reich. Dominiert wurde der Volksbund von radikalen nationalistischen Kreisen, die sich nicht nur für die Erhaltung des Deutschtums in den Grenzregionen einsetzten, sondern auch eine Eindeutschung italienischer Siedlungsgebiete anstrebten, um italienische Autonomiebestrebungen zu behindern. Diese Bemühungen im Sinne einer Germanisierung scheiterten aber letztlich, obwohl die kulturelle Arbeit des TVB fast ausschließlich aus einer deutschen Sprachvermittlung in italienischen bzw. ehemals deutschen und ladinischen Dörfern südlich der Sprachgrenze bestand (Errichtung von Kindergärten und Schulen etc.). Der Deutsche Schulverein verweigerte eine Unterstützung derartiger Unternehmungen, da er in dieser Hinsicht mehr Achtung vor der fremden Kultur an den Tag legte als der Volksbund.

Das wirtschaftliche Wirken des TVB blieb weit hinter seinem schulischen Anliegen zurück. Während des Ersten Weltkrieges war man überhaupt nur mehr sporadisch tätig. So versuchte man, einige Aktionen bezüglich des Bodenschutzes zu setzen, um den deutschen Bodenbesitz zu erweitern.

Die letzten Höhepunkte waren so genannte „Volkstage“ am 8. Mai 1918 in Sterzing sowie am 13. Oktober desselben Jahres in Brixen, auf denen man noch einmal extreme Forderungen stellte, u.a. nach der uneingeschränkten Hegemonie der Deutschen in Tirol, bezüglich einer Grenzziehung und nach einer völligen Umgestaltung des Schulwesens in „Welschtirol“ mit der deutsche Sprache als Pflichtfach − angesichts des drohenden Zusammenbruches ein unverständliches Vorgehen. Der TVB bestand zwar nach dem Krieg noch weiter, besaß aber keine Bedeutung mehr. Um das Jahr 1922 hörte er schließlich endgültig auf zu existieren.

Seine Agitation für Südtirol mittels Flug-, Denk- und Abwehrschriften entsprach bereits einer Schutzbundtätigkeit und wurde doch diese Propagandatätigkeit zu einem wesentlichen Bestandteil seiner Nachfolgeorganisationen.

Angesichts der sich abzeichnenden Zerstückelung Tirols ging aus dem Tiroler Volksbund am 2. Mai 1919 der „Bund Heimat“ hervor, in dem Dr. Eduard Reut-Nicolussi eine führende Rolle spielte. Gemäß seiner Statuten, die die „Rettung der bedrohten Heimat“ vorsah, betrieb er durch Kundgebungen und Interventionen bei der Tiroler Landeregierung, der Staatsregierung in Wien und bei Freunden Tirols im Deutschen Reich Aufklärungsarbeit. Er vertrat vor allem auch die Idee des Freistaates Tirol. Als die Abtrennung Südtirols nicht mehr zu verhindern war, beschloss man, ein breites Forum für den Kampf um Tirol zu schaffen. In der Vorstandsitzung vom 9. August 1919 fasste man nicht nur den Beschluss, sich eine neue Satzung bzw. einen neuen Aufbau zu geben, sondern auch einen zugkräftigen Namen.

Am 29. August 1919 erfolgte im Innsbrucker Landhaus die Gründung des Andreas-Hofer-Bund Tirol durch erweitere Vorstandssitzung des Bundes Heimat. Daran beteiligt waren Dr. Reut-Nicolussi, der die Sitzung eröffnete, Prof. Brandl, Prof. Wopfner, G.R. Zingerle, Prof. Heidegger, Dr. Frank, Dr. Galler, Hauptmann Hilber, Dr. Dörr, Dr. Pembaur, Stadtbaumeister Illmer, ein bestimmter Plawenn und Hofrat Prof. Hörmann.

Auf der ersten Vollversammlung am 27. September 1919 in Innsbruck wurde Dr. Heinrich von Schullern als erster Obmann und Dr. Michael Hechenblaikner als sein Stellvertreter bestellt. Am 26. Oktober veranstaltete der neue Bund seine erste Werbeversammlung, an der rund 2.000 Personen teilnahmen und auf der Dr. Pembaur, Bruder Willram, Abg. Dillersberger und Univ.-Prof. Walter Hörmann als Redner auftraten.

Der Name war Programm. Benannt hatte man sich nach dem bekannten Freiheitshelden Tirols von 1809 im Kampf gegen die französisch-bayerische Besatzung, Andreas Hofer, „der als Sinnbild des Tiroler Freiheitskampfes auch heute wieder die Hoffnung des bedrängten Südtiroler Volkes ist“.

Und mit dieser Namensgebung wurde auch nach außen hin deutlich dokumentiert, worum es dem Bund ging: Wieder war Tirol in Gefahr, wieder war es von einer ausländischen Macht besetzt, und wieder musste, gleich dem Vorbild von 1809, ein Kampf geführt werden – allerdings ein Kampf mit anderen Vorzeichen, mit anderen Mitteln. Die Absicht des Bundes war die Wiederherstellung der Einheit Tirols, und diesen Traum unter der Losung „Tirol deutsch und ungeteilt von Kufstein bis Salurn“ setzte sich der Andreas-Hofer-Bund Tirol zum Ziel.

Diesem entsprechend besaßen seine Manifestationen auch einen eindeutig irredentistischen Charakter, was möglicherweise die Haltung Italiens in den frühen 1920er Jahren negativ beeinflusst haben könnte. Eine Befürchtung von Seiten Italiens hätte durchaus darin bestehen können, dass die Gewährung einer deutschen Sonderstellung bei andauernder Propaganda zur Loslösung führen musste. Dazu zählten im Besonderen eine Propagandareise des Obmannes des Andreas-Hofer-Bund Tirol Dr. Kogler in die USA 1922 und ein Appell des Bundes an Lloyd George im Sommer 1922.

Seine Tätigkeit nahm der Andreas-Hofer-Bund Tirol bereits während seiner Gründungsphase auf. Schon wenige Tage nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages wandte man sich an die Tiroler Landesregierung bezüglich der Errichtung eines Trauertages: „Zu dem nun leider Tatsache gewordenen Friedenschluss genügt es nicht, dass im versammelten Landtag allein eine Kundgebung veranstaltet werde. Es muss das ganze Land seiner Empörung über diesen Akt brutaler Gewalt, der jedem Recht und allen gegebenen Zusicherungen Hohn spricht, lauten, sichtbaren Ausdruck geben. Es muss für alle Zeiten, ebenso wie von seinen gewählten Vertretern, auch vom Volk festgestellt werden, dass das Land Tirol sich mit diesem Schmachfrieden nie und nimmer abfinden kann.“

Noch im November 1919 setzte sich die Tiroler Landesregierung auch für eine Förderung des Bundes von Seiten des Staates ein. Der zuständigen Regierungsstelle in Österreich schlug man vor, dem Andreas-Hofer-Bund Tirol eine staatliche Subvention zukommen zu lassen, wenn auch mit dem Hintergedanken, dass man dadurch seine Aktivitäten besser kontrollieren könne – nämlich, dass sich seine Propaganda in den erlaubten Grenzen bewegen und keine allzu italienfeindliche Richtung annehmen würde.

Während sich der Andreas-Hofer-Bund Tirol hauptsächlich mit Kundgebungen, Feiern und ähnlichen Veranstaltungen beschäftigte, oblag die publizistische Tätigkeit in der Südtirolfrage, also die Herausgabe von Presse- und Nachrichtendiensten, Zeitschriften etc., der Arbeitsstelle für Südtirol in Innsbruck.

Die führenden Politiker des „Deutschen Vereines“ in Südtirol hatten schon Anfang der 1920er Jahre den Plan gefasst, im Ausland eine Zentralstelle für Südtirolpropaganda zu schaffen. Aufgegriffen wurde diese Idee schließlich im Jänner 1925 auf einer Tagung der Schutzvereine Andreas-Hofer-Bund Tirol, Südmark, Wiener Schulverein und deutscher Schutzbund in Innsbruck, die vereinbarten, sie zu gleichen Teilen zu finanzieren. Die Gründung erfolgte mit der Hilfe des Auswärtigen Amtes Berlin. In einem Gespräch zwischen Dr. Reut-Nicolussi, Carl von Loesch und Beamten des deutschen Außenministeriums wurde vereinbart, dass die Arbeitsstelle ihre Arbeit erst nach dem Abschluss des Locarno-Paktes beginnen sollte. (Man wollte Italien keinen Grund liefern, bei den Verhandlungen über diesen Sicherheitspakt Bedenken zu äußern.) Im Winter 1925/26 nahm dann diese Propaganda-Abteilung unter der Leitung des ehemaligen Bezirkshauptmannes von Bozen und Sekretärs des Deutschen Verbandes, Ernst Mumelter, ihre Arbeit auf, d.h., sie war für die Koordinierung der Propagandatätigkeit für Südtirol verantwortlich. Ihre Aufgabe bestand im Sammeln der aus Südtirol einlaufenden Nachrichten und der Weiterleitung an Nachrichtendienste bzw. an die österreichische und deutsche Presse. Ab Dezember 1923 wurde die Zeitung „Südtirol“ herausgegeben, die vierzehntägig erschien; 1928 wurde sie in „Der Südtiroler“ umbenannt.

Den Großteil der Kosten der Arbeitsstelle trug der „Verein für das Deutschtum im Ausland“ Landesverband Bayern, der damit die Propagandatätigkeit praktisch diktierte. Sehr schnell kam es daher zu Differenzen mit dem Auswärtigen Amt in Berlin, dem die radikalen Forderungen der Arbeitsstelle nicht genehm waren. Dieser Einfluss des „Vereins für Deutschtum im Ausland“ konnte aber schließlich ausgeschaltet werden.

Trotzdem gab es auch weiterhin mit dem Auswärtigen Amt Schwierigkeiten. Alle an der Arbeitsstelle beteiligten Schutzvereine forderten die Revision der Brennergrenze. Das Auswärtige Amt sowie die politische Führung der Südtiroler verlangten dagegen, dass man eine gemäßigtere Haltung einnehmen sollte.

Hinter der harten Linie stand aber nicht der Leiter der Arbeitsstelle, Ernst Mumelter, sondern vor allem der spätere Bundesobmann des Andreas-Hofer-Bundes Tirol, Dr. Reut-Nicolussi, der im Deutschen Verband der Vorgesetzte Mumelters gewesen war, sowie die beiden Münchner Rohmeder und Hörl, der Vorsitzende der AHB-Bundesgruppe in München. Der Konflikt weitete sich innerhalb der einzelnen Schutzverbände, die mit der Arbeitsgruppe verknüpft waren, aus. Der „Verein für Deutschtum im Ausland“ Bayern bestand darauf, die Propaganda auch auf die Rückgewinnung des Trentino auszudehnen. Da sich die anderen Verbände, unterstützt von den Südtirolern selbst, aber dagegen aussprachen, verlief die Aktivität der Arbeitsstelle wieder in einem zurückhaltenderen Rahmen.

Nachdem Dr. Reut-Nicolussi, der Obmann des Deutschen Verbandes, 1927 aus Südtirol emigrieren musste, wurde die Arbeitsstelle unter seinem Einfluss erneut radikaler. 1928/29 brach ein offener Machtkampf zwischen ihm und Sternbach, dem Verfechter einer vorsichtigeren Politik aus, den Reut-Nicolussi letztlich verlor, da er von Südtiroler Persönlichkeiten nicht die erhoffte Legitimation für seine Arbeit erhielt.

Reut-Nicolussi gründete, weil er die Kontrolle über die Arbeitsstelle nicht erhalten hatte, den „Südtirolausschuss auf freiem Boden“ (Stauf). Dieser wurde jedoch bald nach seinem Entstehen wieder aufgelöst, da keine Finanzierung zustande kam – dem Auswärtigen Amt war Reut-Nicolussi viel zu radikal.

Der „Deutsche Schulverein Südmark“ entstand durch den Zusammenschluss des „Deutschen Schulvereins“ und der „Südmark“ am 25. März 1925. Der Deutsche Schulverein war 1880 gegründet worden. Seine Aufgabe bestand, wie sein Name bereits erkennen lässt, in der Pflege des Schulwesens, während sich die Südmark, 1889 gegründet, der wirtschaftlichen Unterstützung der Grenzgebiete in Kärnten, Krain, der Steiermark und im adriatischen Küstengebiet zugewandt hatte. Nach dem Krieg hatten sie in Österreich noch selbstständig gearbeitet, bis sie sich mit dem Ziel, sich für alle Deutschen außerhalb der deutschen Staaten einzusetzen, vereinigt hatten. Beide bildeten gleichzeitig den Landesverband Österreich des „Vereins für Deutschtum im Ausland“. Nachdem der „Deutsche Schulverein Südmark“ in Südtirol seine Einrichtungen wie Büchereien, Kindergärten und Schulen verloren hatte, widmete er sich vornehmlich der Propaganda, begab sich aber auch auf das politische Gebiet.

Alle österreichischen Vereine gehörten dem „Deutschen Schutzbund“ an. (Ursprünglich zur Unterstützung der Deutschen in den Abstimmungsgebieten 1919 gegründet, entwickelte sich dieser Verband unter Carl von Loesch zu einer Dachorganisation der Volkstumsverbände.) Der Deutsche Schulverein gehörte außerdem seit 1922 − auch nach der Fusion mit der Südmark − auch dem Landesverband des „Vereins für Deutschtum im Ausland“ an. Während der „Deutsche Schutzbund“ in erster Linie aufklärend und werbend tätig war, kümmerte sich der „Verein für Deutschtum im Ausland“ um die karitative und kulturelle Betreuung der Auslandsdeutschen.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland blieb die enge Kooperation der österreichischen und deutschen Vereine im Grunde bestehen. Die meisten österreichischen Verbände wurden langsam nationalsozialistisch unterwandert, und, sofern sie sich nicht unterordneten, nach dem Anschluss 1938 zwangsaufgelöst. So auch der Andreas-Hofer-Bund für Tirol.

Der Südtiroler Andreas-Hofer-Bund

von Hartmuth Staffler

Weitgehend in Vergessenheit geraten ist die Tätigkeit des Südtiroler Andreas-Hofer-Bundes in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Er hat von 1939 bis 1945 als Widerstandbewegung der deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler gegen Faschismus und Nationalsozialismus sowie für die Wiedervereinigung Tirols innerhalb Österreichs gekämpft.

Widerstand gegen die ab 1918 spürbare italienisch-nationalistische und die ab 1922 voll einsetzende faschistische Unterdrückung kam in Südtirol vor allem aus zwei ideologisch unterschiedlichen Lagern. Eines davon war das katholisch-patriotische Lager, wobei die Kirche – die von den Faschisten weitgehend unbehelligt blieb – einen gewissen Spielraum hatte. Priester wie Kanonikus Michael Gamper organisierten die Katakombenschulen, in denen Südtiroler Kinder den verbotenen Deutschunterricht erhalten konnten. Auch die katholischen Jugendgruppen bemühten sich, die Identität der Südtiroler durch Pflege der deutschen Sprache, Singen und Musizieren, Heimatkunde usw. zu verteidigen.

Andererseits bildeten sich aus Mitgliedern der verbotenen, eher dem liberalen Lager angehörenden deutschen Vereine, aus Studenten usw. zunächst einzelne deutschnationale Jugendgruppen, die sich 1933 zum nationalsozialistisch orientierten „Völkischen Kampfring Südtirol“ zusammenschlossen.

Im Juni 1939 vereinbarten hohe Vertreter des nationalsozialistischen Deutschland und des faschistischen Italien das Optionsabkommen, das die Südtiroler bis Jahresende vor die Wahl stellen sollte, sich für Italien zu entscheiden − mit dem Risiko, nach Süden oder gar in die Kolonien umgesiedelt zu werden, oder für Deutschland zu optieren und dorthin auszuwandern.

Als die Optionsvereinbarung Ende Juni 1939 in Südtirol bekannt wurde, war die Empörung zunächst allgemein. Auch der Völkische Kampfring Südtirol lehnte das Abkommen ab. Die Führung des Kampfrings ließ sich aber sehr schnell nach einem Treffen mit Heinrich Himmler gleichschalten und entschied bereits am 15. Juli 1939, dass man dem Ruf des Führers folgen wolle.

Es kam dann in Südtirol zu einer Propagandaschlacht zwischen den Deutschland-Optanten und den „Dableibern“, die vor allem zum katholisch-patriotischen Lager gehörten. Aus ihnen heraus bildete sich der am 20. November 1939 in Bozen von rund einem Dutzend Mitgliedern gegründete Südtiroler Andreas-Hofer-Bund. Der Name war Programm: So wie Andreas Hofer einst gegen eine „gottlose“ Fremdherrschaft gekämpft hatte, wollte man Faschismus und Nationalsozialismus bekämpfen und ein freies, wiedervereintes Tirol erreichen. Der Großteil der Mitglieder kam aus dem katholischen Lager: Kanonikus Michael Gamper, Friedl Volgger, der erste Obmann des Südtiroler Andreas-Hofer-Bundes, oder Hans Egarter, ehemaliger Diözesansekretär der katholischen Jugend in der Diözese Brixen. Dadurch hatte er auch den Kontakt mit Josef Mayr Nusser, dem Präsidenten der katholischen Jugend im deutschen Anteil der Diözese Trient, und mit Diözesanassistent Josef Ferrari. Auch Hans Gasser aus St. Lorenzen, Josef Nock aus Lana und Johann Gamper aus Algund kamen aus dem katholischen Lager, während etwa Erich Amonn und Josef Raffeiner das bürgerlich-liberale Lager vertraten. Gründungsmitglieder waren auch der Brunecker Abgeordnete Paul von Sternbach und der Bozner Alois Puff.

Die Bemühungen des Südtiroler Andreas-Hofer-Bundes richteten sich sofort darauf, der Propaganda zugunsten der Option für Deutschland entgegenzutreten und die Südtiroler davon abzuhalten. Im Büro von Kanonikus Gamper im Marieninternat in Bozen wurden Flugzettel vervielfältigt, mit denen man versuchte, den wahren Charakter des Nationalsozialismus darzustellen und Propagandamärchen zu entkräften. Im Vergleich zur Propagandamaschine des Völkischen Kampfringes, der von Deutschland massiv unterstützt wurde, waren die Möglichkeiten des Andreas-Hofer-Bundes jedoch sehr bescheiden; man war vor allem auf persönliche Kontakte angewiesen. Die anfangs etwa 30 bis 40 aktiven Mitglieder des Andreas-Hofer-Bundes waren daher viel unterwegs, sozusagen bis in die „letzten Dörfer“. Eine der gelungensten Aktionen war damals ohne Zweifel die Umdichtung des Optanten-Gedichtes von Karl Felderer durch Hans Egarter. Felderer hatte gedichtet:

So reißet vom sonnigen Erker
Die letzte brennende Lieb;
Die Treue zu Deutschland war stärker,
Das Heiligste, was uns blieb.

Wir nehmen sie mit im Herzen,
Für andere dereinst Symbol;
Sie stille des Heimweh Schmerzen:
Leb wohl, du mein Südtirol!

 

Egarter machte daraus:

Am Erker blühet wie immer
Die leuchtende „Brennende Lieb“
Die Treue zur Heimat war stärker,
Wie jauchzen wir, dass sie uns blieb.

O blühe und leuchte Du Blume –
Ein Zeichen der Treue Du bist!
Und künde, dass Glaube und Heimat
Das Höchste für uns ist.

Trotz aller Bemühungen konnte der Andreas-Hofer-Bund nicht verhindern, dass etwa 86 % der Südtiroler für Deutschland optierten. Nachdem bereits ein Großteil der ehemals österreichischen und nunmehr italienischen Staatsangestellten nach Süditalien versetzt oder entlassen worden war, hatte das Gerücht, die Italien-Optanten würden ebenfalls umgesiedelt, Glauben gefunden.

Die Situation veränderte sich dramatisch, als die Deutsche Wehrmacht am 8. September 1943 in Italien einmarschierte und die Nationalsozialisten in der Operationszone Alpenvorland, zu der Südtirol gehörte, die Macht übernahmen. Kanonikus Michael Gamper konnte unter abenteuerlichen Umständen nach Italien fliehen, wo er an einem Memorandum arbeitete, um die Alliierten nach ihrem zu erwartenden Sieg zur Rückgabe Südtirols an Österreich zu bewegen. Friedl Volgger, Obmann des Andreas-Hofer-Bundes, wurde wie auch mehrere Mitglieder des Bundes verhaftet und in das KZ Dachau eingeliefert. An seine Stelle als Obmann trat Hans Egarter.

Die Tätigkeit des Andreas-Hofer-Bundes blieb zunächst weiterhin vor allem propagandistischer Art. Nach der Machtübernahme begannen die nationalsozialistischen Machthaber, in Südtirol vier sogenannte Polizeiregimenter aufzustellen, für die vor allem „Dableiber“, meist älteren Jahrgangs und oft zum Wehrdienst untauglich, eingezogen wurden. Die Offiziere kamen von der deutschen Schutzpolizei oder von aufgelösten Wehrmachtseinheiten. Grund für die Aufstellung der Polizeiregimenter war nicht nur der akute Personalbedarf des deutschen Militärs, sondern auch die Absicht, die als unzuverlässig geltenden „Dableiber“ aus Südtirol zu entfernen und unter Kontrolle zu halten.

Allerdings erhielten die zu den Polizeiregimentern eingezogenen „Dableiber“ – unter ihnen auch einige Mitglieder bzw. Sympathisanten des Südtiroler Andreas-Hofer-Bundes – auf diese Weise eine militärische Ausbildung, Kenntnis und Zugang zu Waffen und Munitionslagern sowie militärischen Geheimnissen. Es gelang dem Andreas-Hofer-Bund, über die von der Schweiz aus agierende österreichische Widerstandsgruppe „Patria“ die Verbindung mit dem britischen und dem französischen Geheimdienst herzustellen. Der Andreas-Hofer-Bund erhielt Geld und Funkgeräte, mit denen Informationen weitergegeben wurden.

Die Polizeiregimenter „Alpenvorland“, „Schlanders“ und „Bozen“ wurden vor allem in Norditalien zur Partisanenbekämpfung eingesetzt. Laut Andreas-Hofer-Bund-Obmann Egarter waren das Regiment „Alpenvorland“ zu 100 %, die Regimenter „Schlanders“ und „Bozen“ zu 80 % vom Andreas-Hofer-Bund „unterwandert“. Es wurden Befehle sabotiert und Kontakte zu den italienischen Partisanen aufgenommen, die vor Einsätzen zur „Bandenbekämpfung“ rechtzeitig gewarnt wurden. Der Bischof von Belluno dankte dem Andreas-Hofer-Bund-Obmann Egarter in einem Schreiben dafür, dass auf diese Weise viele Menschenleben gerettet wurden. Von Seiten der Partisanen hatten die Südtiroler allerdings keine Dankbarkeit zu erwarten. So verübten italienische Partisanen am 23. März 1944 den Anschlag auf das Polizeiregiment „Bozen“ in der Via Rasella in Rom, bei dem 33 Südtiroler starben. Entgegen der damaligen Gepflogenheit wurden die Überlebenden des Regiments nicht mit der Durchführung der durch die deutschen Befehlshaber in Italien angeordneten Repressalie, das „Massaker in den Ardeatinischen Höhlen“ beauftragt, da man offenbar wusste, dass man das den Angehörigen des Regiments nicht zumuten konnte.

Einen Höhepunkt erreichte die „Unterwanderung“ der Polizeiregimenter bei der Vereidigung des letzten (nach den Regimentern „Alpenvorland“, „Bozen“ und „Schlanders“) aufgestellten Regiments „Brixen“ am 22. Februar 1945. Trotz mehrmaliger Aufforderung durch Gauleiter Franz Hofer, dem Obersten Kommissar der Operationszone Alpenvorland, blieben die Männer stumm und bewegten zur Eidesformel höchstens die Lippen. Zur Strafe wurde das Polizeiregiment „Brixen“ an die Ostfront verlegt, wo es mit ungewohnten Waffen gegen den russischen Ansturm kämpfen sollte und enorme Verluste erlitt. Die Südtiroler trafen dabei in der Gegend von Hirschberg in Schlesien auf die Nachfahren der Zillertaler „Inklinanten“, die 1837 ausgewiesen worden waren. Die Freude über das Zusammentreffen war allerdings sehr kurz.

In Südtirol setzte der Andreas-Hofer-Bund die Tätigkeit vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda fort. Deserteure von Wehrmacht und SS (laut Schätzungen etwa 300 bis 400 in der Zeit von 1943 bis 1945) wurden versteckt und versorgt. Zumindest im Passeiertal entfalteten solche Gruppen von Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern auch eine gewisse Kampftätigkeit, um sich der Festnahme zu widersetzen, so dass das Tal als Partisanengebiet gekennzeichnet wurde.

Hans Egarter berichtete nach dem Krieg auch von zahlreichen Sabotageakten, die der Südtiroler Andreas-Hofer-Bund durchgeführt habe, wobei schwer zu klären ist, ob tatsächlich Andreas-Hofer-Bund-Leute oder italienische Partisanen dafür verantwortlich waren. Kurz vor Kriegsende besprach Andreas-Hofer-Bund-Obmann Egartner noch bei einem Treffen mit dem britischen Geheimdienst in Bern Pläne zur Befreiung des Bozner Durchgangslagers, eine Hilfestellung für die Landung alliierter Lastensegler, die Befreiung von prominenten KZ-Gefangenen am Pragser Wildsee (darunter Léon Blum, Édouard Daladier, Kurt Schuschnigg, Martin Niemöller) sowie die Besetzung des Radiosenders Bozen mit einem Aufruf zum allgemeinen Aufstand. Aus all dem wurde nichts, die Ereignisse waren schneller.

Die Kontakte zwischen dem deutschen Andreas-Hofer-Bund und dem italienischen „Comitato di Liberazione Nazionale“ (CLN) hielten sich immer sehr in Grenzen. Der Andreas-Hofer-Bund kämpfte gegen Faschismus und Nationalsozialismus und für ein demokratisches, in Österreich wiedervereintes Tirol, das Comitato di Liberazione Nazionale hingegen für ein von Faschismus und Nationalsozialismus befreites Südtirol bei Italien. Trotzdem gab es Verhandlungen über ein gemeinsames Vorgehen mit dem Leiter von dessen Gruppe Bozen, dem Fabrikdirektor Manlio Longon, und seinem Mitarbeiter Ferdinando Visco Gilardi. Diese Kontakte endeten jedoch, als Longon und Gilardi am 19. Dezember 1944 verhaftet wurden. Longon wurde vermutlich im Gefängnis ermordet. Im italienischen Widerstand in Südtirol hatten von da an nationalistisch gesinnte Widerständler der letzten Stunde das Sagen, die im deutschen Widerstand einen unliebsamen, zu bekämpfenden Konkurrenten sahen. Die Leitung der Bozner CLN-Zelle übernahm der aus Mailand kommende Bruno de Angelis.

Als die deutschen Streitkräfte in Italien am 2. Mai 1945 nach Verhandlungen mit den Alliierten (Operation „Sunrise“) kapitulierten, übergaben SS-General Karl Wolff und Wehrmachtsgeneral Heinrich v. Vietinghoff, Oberbefehlshaber für Italien, tags darauf die Verwaltung in Bozen an Bruno de Angelis und den aus dem Gefängnis befreiten Ferdinando Visco Gilardi, die dann von den Alliierten als Präfekt und Vizepräfekt der Provinz bestätigt wurden. Ihre erste Sorge galt dem Hissen der „Trikolore“ in allen Südtiroler Gemeinden und an der „heiligen Grenze“ am Brenner sowie der Restaurierung des faschistischen Siegesdenkmals in Bozen. Fast alle früheren faschistischen Amtsinhaber wurden wieder in ihren Ämtern eingesetzt.

Der Südtiroler Andreas-Hofer-Bund, dem als Widerstandsbewegung der Mehrheitsbevölkerung eine Berücksichtigung in der Verwaltung zugestanden hätte, ging leer aus. Obmann Egarter hatte vergeblich versucht, sich in die „Sunrise“-Verhandlungen, über die er informiert war, einzuschalten. Egarter und andere Führungskräfte des Andreas-Hofer-Bundes wurden nur noch gebraucht, um die Zustimmung der alliierten Militärregierung zur Gründung der „aus dem Widerstand geborenen“ Südtiroler Volkspartei (8. Mai 1945) zu erhalten, dann aber begann die Ausgrenzung, zum Teil auch Kriminalisierung des Bundes.

Am 15. Oktober 1945 lösten die alliierten Besatzungsbehörden den Südtiroler Andreas-Hofer-Bund auf, da dessen Zweck erfüllt sei. Bei dieser Gelegenheit wollten die US-Behörden den rund 300 Mitgliedern des Andreas-Hofer-Bundes das sogenannte „Alexander-Patent“ (benannt nach General Harold Alexander) verleihen, eine Auszeichnung, die auch einen Schutz gegen Strafverfolgung für die im Widerstand verübten Gewalttaten darstellte. Hans Egarter und die Seinen lehnten das Patent ab, da es in italienischer Sprache ausgestellt war und den Andreas-Hofer-Bund als italienische Partisanenvereinigung klassifiziert hätte, während er selbst sich als tirolerisch und österreichisch empfand. Die Ablehnung hatte Folgen. Egarter wurde Mitte Dezember 1945 verhaftet und zwei Tage lang zu seinen Auslandskontakten (vor allem mit Österreich) verhört. Dieser Einschüchterungsaktion folgten gefälschte Interviews in der italienischen Tageszeitung „Alto Adige“, mit denen Egarter bei seinen Landsleuten diskreditiert werden sollte, sowie Schwurgerichtsprozesse gegen 18 vom Andreas-Hofer-Bund unterstützte Passeirer „Partisanen“ wegen dreier Todesfälle im Rahmen von Schusswechseln zwischen den Deserteuren bzw. Kriegsdienstverweigerern und militärischen Einheiten. Damit rückte die mit ehemaligen Faschisten durchsetzte italienische Justiz den deutschen Widerstand, dessen Existenz man leugnen wollte, immer mehr in die Nähe reiner Kriminalität.

Der Südtiroler Andreas-Hofer-Bund verschwand aus dem kollektiven Gedächtnis.

Die Wiedergründung des Andreas-Hofer-Bundes Tirol

von Winfried Matuella

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der „Bergiselbund“ die „Schutzrolle“ für Südtirol in Österreich und hier besonders in Tirol. Allerdings löste er sich in den 1990er Jahren in Tirol auf. Daher wurde auf Wunsch einiger Tiroler, besonders ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer, die im bereits 1979 wiedergegründeten Andreas-Hofer-Bund e.V. Deutschland tätig waren, im Mai 1993 in Telfs durch ein Gründungskomitee, das vom AHB e.V. administrativ unterstützt wurde, der Andreas-Hofer-Bund Tirol aus der Taufe gehoben. Die Zielsetzung glich jener des Vorkriegsbundes.

Das Gründungskomitee befasste sich am 8. Dezember 1993 und am 19. Jänner 1994 mit den für eine Vereinsgründung erforderlichen Statuten, sodass am 6. Februar 1949 im Gasthof Schupfen bei Innsbruck der Andreas-Hofer-Bund für Tirol offiziell gegründet werden konnte. Die ausgearbeiteten Statuten wurden nach einer Überarbeitung am 31. August 1994 vom Innenministerium genehmigt.

Bereits bei der Gründungsversammlung im Gasthof Schupfen wurde bemerkt, dass möglicherweise der italienische Nachrichtendienst sämtliche Autonummern der an der Versammlung Anwesenden notierte. Dies veranlasste die Südtiroler Teilnehmer zu einer raschen Heimfahrt.

Dabei wurde sogar ein Mitglied des AHB e.V. Deutschland verdächtigt, den italienischen Geheimdienst informiert zu haben. Ein weiteres Problem wurde durch die Mitgliedschaft von Personen verursacht, die politisch sehr weit am rechten Rand standen, so dass sie ihre Mitgliedschaft zurücklegen mussten. Weitere Schwierigkeiten entstanden aufgrund der unrühmlichen Verhaftung einer Südtirolaktivistin am Timmelsjoch, die damals zwar nicht Mitglied des Bundes war, diesem jedoch nahe stand. Die Medien nannten damals den Andreas-Hofer-Bund Tirol einen „Terroristenverein“, was wiederum einige Mitglieder zum Austritt bewog. Erst als Ing. Josef Felder die Obmannschaft übernahm, kehrten langsam Ruhe und sachliche Arbeit in den Bund ein. Obmann Felder führte den Andreas-Hofer-Bund Tirol, der an die 100 aktive Mitglieder und ungefähr 1000 unterstützende Freunde hat – die über die Tätigkeit des Bundes und die politische Lage in Südtirol laufend informiert werden – bis zum Jahre 2013. Zum Nachfolger wurde Ing. Winfried Matuella gewählt, der dem Bund erst 2003 beigetreten war. Matuella steht seitdem dem Andreas-Hofer-Bund Tirol vor.